Herbst-Tagundnachtgleiche
Heute ist Herbst-Tagundnachtgleiche, wo der Tag genau gleich lang ist wie die Nacht. Licht und Schatten halten sich die Waage, bevor wir dann in die dunkle Jahreszeit eintreten.
Ich liebe diese Zeit, in der wieder etwas mehr Stille einkehrt. Nachdem im Sommer das Licht die äussere Welt erstrahlen lässt, kommt nun die Zeit der Einkehr. Die Natur zeigt es uns vor. Genau so wie die Pflanzen und Bäume ihre Energie in sich zurückziehen, dürfen auch wir den Fokus mehr und mehr auf unser Inneres, unseren inneren Kern richten.
Zur Zeit der Herbst-Tagundnachtgleiche geht es darum, sich anzusehen was da ist. Sozusagen die Ernte des Sommers einzufahren, diese haltbar zu machen und sich dafür zu bedanken (Erntedankfest, aber auch das Oktoberfest). Wetterbedingt gab es diesen Sommer nicht allzu viel zu ernten. Dies hat mich erkennen lassen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns rund ums Jahr die Bäuche vollschlagen können. Und die Dankbarkeit dafür? Wie oft wird noch ein Dankesgebet am Tisch gesprochen, und dies bewusst und aufrichtig. Welchen Stellenwert hat das Erntedankfest in unserer Gesellschaft? Die Dankbarkeit allgemein?
Es ist aber auch die Zeit um den Blick auf seine Erfolge zu richten. Wofür kann ich in meinem Leben dankbar sein? Welche Herausforderungen habe ich das letzte halbe Jahr gemeistert? Wo bin ich ganz in meiner Mitte? Wo fühle ich mich in einem guten Gleichgewicht?
Ja das Gleichgewicht… Überall soll ein Gleichgewicht hergestellt werden. Jeder wünscht sich im Gleichgewicht zu sein. Aber ist das realistisch? Liegt das in der Natur des Menschen?
Das stetige Gleichgewicht gibt es in der Natur nicht. Alles ist im Wandel, bewegt sich rhythmisch und zyklisch. Denn Stillstand bedeutet Tod.
Wir hätten es sooft lieber linear. Wir sehnen uns nach dem Alten, der alten Normalität. Das immer Gleiche gibt uns Sicherheit, das Neue macht uns Angst. Wir haben es verlernt uns mit den Rhythmen der Natur mitzubewegen, die Zeichen zu deuten und erfahren auch da eine Trennung, eine Spaltung.
Doch die Natur macht es uns vor. Nachdem die Pflanzenwelt im Sommer Früchte getragen und ihre prachtvolle Fülle gezeigt hat, kommt im Winter die Zeit der Erholung, der Regeneration. Und nach jedem dunklen Winter kommt im Frühling die aufbrechende Kraft und die Leichtigkeit zurück.
Licht und Dunkelheit sind immer da, mal steht das Licht im Vordergrund, und macht danach immer mehr der Dunkelheit Platz. Weil es beides braucht, als Ganzes. Heute sind beide Kräfte gleich stark, danach dreht sich das Rad weiter. Vertraue darauf.